Die Flammen flüstern dein Lied by Löhnig Inge

Die Flammen flüstern dein Lied by Löhnig Inge

Autor:Löhnig, Inge [Löhnig, Inge]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugend
ISBN: 9783401069166
Google: EACYoAEACAAJ
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2014-09-09T20:00:00+00:00


Pia schickte Tami eine Nachricht und rief schließlich an, als sie nicht antwortete. Die Mailbox sprang an. Und zwar sofort. Gab es etwa auf der Hütte kein Netz? Sah ganz so aus. Enttäuscht steckte sie das Handy ein.

Die Kerzen lagen noch auf der Arbeitsfläche. Irgendwie war er ja nett, der Ansgar. Aber er hatte nun mal eine Freundin. Plötzlich hätte sie heulen können und wusste nicht, warum. War doch gut, dass sie sich den Casanova von Wasserburg vom Leib gehalten hatte. Niemand würde sie jemals wieder benutzen.

Sie suchte drei Gläser für die Kerzen heraus. Kathrin steckte sie immer in Sand. Doch Sand gab es hier nicht. Pia nahm einfach Zucker. Sah gut aus. Die Dunkelheit senkte sich bereits herab, als sie die Gläser in die Fenster stellte und Motorengebrumm hörte. Ein Wagen kam den Hügel herauf. Sie konnte ihn nicht sehen. Das Verve-Zentrum versperrte die Sicht auf die Zufahrt und das Haus, in dem Bettina mit ihrer Familie lebte. Das Licht der Scheinwerfer streifte kurz über den Hof und verlosch. Der Motor erstarb. An Bettinas Haus schaltete der Bewegungsmelder die Außenbeleuchtung an.

Sie wollte von den beiden nicht zufällig wie eine Einbrecherin entdeckt werden und zog Stiefel und Strickjacke an. Bevor sie hinüberging, wartete sie ein paar Minuten ab, bis Bettina und ihr Mann Zeit genug gehabt hatten, ihre Sachen ins Haus zu tragen. Erst dann überquerte sie den Hof. Die Lampe über der Tür schaltete sich ein. Pia klingelte. Drinnen waren Schritte zu hören. Eine Frau öffnete, die Pia erst auf den zweiten Blick als Bettina erkannte.

Sie sah ganz anders aus als auf den Fotos. Die honigfarbenen Rastalocken waren einem Pagenkopf gewichen. Statt bunter Pludergewänder trug Bettina eine graue Hose, einen schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt und dazu Goldkette und passende Ohrclips. Sie war dezent geschminkt und wirkte überhaupt nicht esoterisch, eher wie eine Managerin.

Im Gegensatz zu ihr erkannte sie Pia sofort. »Pia? Das ist ja eine Überraschung. Komm rein.« Sie ging voran durch den Flur in ein mit Designermöbeln eingerichtetes Wohnzimmer. Ein kleines Mädchen saß dort auf dem Sofa und blätterte in einem Buch. Es war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. »Das ist meine Tochter Lena. Lena, das ist Pia, die Tochter einer Freundin.«

»Von wem denn?«

»Du kennst sie nicht. Setz dich doch.« Das galt Pia.

Das Sofa war eher eine Wohnlandschaft. Pia versank beinahe in den Polstern. Lena rutschte samt Buch neben sie und sah sie mit großen Augen an. »Liest du mir vor?«

Die Kleine war süß. »Morgen. Okay? Jetzt muss ich etwas mit deiner Mama besprechen.«

»Spatz, ich habe doch gesagt, dass ich die Geschichte heute Abend vorlese. Zum Einschlafen.« Bettina fuhr Lena liebevoll übers Haar und drückte einen Kuss darauf.

Für eine Sekunde beneidete Pia die Kleine. Derart zärtliche Gesten hatte sie ihr Leben lang vermisst.

»Ich war gerade dabei, Tee zu machen, als du geklingelt hast. Magst du auch eine Tasse?«

»Ja, gerne.« Pia folgte Bettina in die Küche.

»Kann ich helfen?«

»Du könntest die Tassen aufs Tablett stellen. Falls du Zucker magst, die Dose steht dort.« Mit dem Kinn wies Bettina Richtung Fensterbrett.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.